Eine Woche lang konsequent regional essen und trinken – das ist die Regio Challenge der Kleinbauern Vereinigung. In den ersten drei Jahren haben vor allem Frauen teilgenommen. Reiner Zufall?
Sich gut kümmern: um sich selbst, die Familie und die Umwelt. Ein Ideal, das – so hoffen wir – die meisten Männer erstrebenswert finden. Es gibt viele Bereiche, in denen man im Alltag auf dieses Ziel hinsteuern kann. Zum Beispiel in der Küche. Sich Zeit nehmen, ein gutes Rezept rauszusuchen, einzukaufen und dann an den dampfenden Töpfen zu stehen, tut gut. Dazu das Lieblingsalbum einlegen und laut mitsingen, ist wohl nicht jedermanns Sache, für mich persönlich aber Pflicht. Nicht immer reicht es für einen Dreigänger, aber dass selber kochen statt Fertiggericht aufwärmen eben nicht nur mehr Zeit, sondern auch mehr Genuss bedeutet, davon bin ich überzeugt. Ausserdem freue ich mich immer auf den Moment, wenn meine Liebsten mit Appetit nach Hause kommen und ich das Essen auf den Tisch stelle.
Eine Woche regional essen
Beim Kochen mehr darauf zu achten, regionale Produkte zu verwenden, nehme ich mir zwar immer wieder vor, aber meistens lass ich mich dann doch vom Kochbuch inspirieren und kaufe einfach alles, was im Rezept steht. Um mich selbst ein bisschen zu überlisten habe ich mich dieses Jahr für die Regio Challenge der Kleinbauern Vereinigung angemeldet. Die Idee: Eine Woche lang nur essen und trinken, was im Umkreis einer Velotour entstanden ist. Klingt anspruchsvoll, aber eine Woche konsequent nachhaltiger, regionaler Konsum – das sollte zu schaffen sein.
Einkaufen und kochen weiterhin Frauensache?
Das haben sich letztes Jahr auch eine ganze Menge anderer Leute gedacht und sich für die Regio Challenge 2021 angemeldet. Allerdings vor allem Frauen, zeigt der Blick auf Social Media. Eine Rückfrage bestätigt den Eindruck: 75 bzw. 85 Prozent der Posts auf Instagram und Facebook waren von Frauen. Wieder einmal zeigt sich im Kleinen, wie traditionelle Bilder weiterwirken und sich in unseren Gewohnheiten zeigen. Ich nehme an, dass kaum mehr ein Mann behaupten würde, dass er Einkaufen und Kochen unmännlich findet und es deshalb lieber den Frauen überlässt. Und doch scheint es so zu sein, dass sich kaum Männer dafür begeistern lassen, eine ganze Woche lang einen speziellen Fokus darauf zu legen, wie das Essen vom Feld in die Pfanne und auf den Teller kommt.
An die Pfannen, fertig, los!
Und so bekommt die Regio Challenge sogar eine politische Dimension: man kann sich auch in der Küche für Gleichstellung einsetzen. Eine Woche lang unter erschwerten Bedingungen die Menüplanung übernehmen, zum Markt fahren und etwas früher Feierabend machen, damit das Essen rechtzeitig fertig ist. Männer an den Einkaufskorb! Danach erscheint eine 50:50 Aufteilung mit der/dem Partner:in schon fast wie Ferien – immerhin wird man jeden zweiten Tag bekocht!
Wer zur Generation Instagram gehört, teilt die Fotos der gekochten Köstlichkeiten mit Hashtag #regiochallenge2022.
Thomas Neumeyer ist seit Februar 2022 Leiter Betrieb und Kommunikation bei männer.ch