Faktor M – Männlichkeit und Radikalisierung

Männer sind in radikalen Gruppierungen statistisch übervertreten. Und sie befürworten signifikant häufiger extremistische Einstellungen und gewaltlegitimierend  Männlichkeitsnormen. Der Bericht «Der Faktor M» von männer.ch analysiert männlichkeitsideologische Radikalisierungsdynamiken und zeigt Ansatzpunkte zur Prävention von Radikalisierung und
Extremismus.

Im Rahmen des Projekts wurden fünf Dimensionen identifiziert, die in der Summe den «Faktor M» ausmachen. Dieser Faktor M bildet jene Facetten von Männlichkeit ab, die Radikalisierung und Extremismus begünstigen (Männlichkeit wird dabei verstanden als die Gesamtheit an kulturell vermittelten Anforderungen, die ein Junge oder Mann erfüllen muss, um als «männlich» zu gelten). Der Bericht «Der Faktor M» soll Fachleute und regionale Fachstellen befähigen, Radikalisierungsdynamiken besser zu verstehen, früher zu erkennen und ihnen nachhaltiger zu begegnen.

Was Bericht zeigt

Der Faktor M setzt sich aus fünf Dimensionen zusammen:

Essentialismus
(Glaubenssystem)

Geschlecht wird als durch die Natur und/oder Gott vorgegeben
betrachtet. Jede Infragestellung oder Relativierung dieser
Überzeugung – beispielsweise durch den Verweis auf kulturelle
Einflüsse, zeitgeschichtliche Veränderungen oder individuelle
Gestaltbarkeit – wird abgewehrt.

Hypermaskulinität
(Identität)

Selbstgenügsamkeit, Härte, Muskeln, Homophobie, Hypersexualität, Aggression und Kontrolle werden zu Grundbausteinen männlicher Identität erklärt. Gewalt- und Risikobereitschaft gelten als Männlichkeitsbeweis.

Misogynie
(heterosozialer Bezug)

Frauen werden als minderwertig betrachtet. Sie sollen für Männer unbezahlte Arbeit zu leisten und sie mit Zuwendung, Liebe und Sex zu versorgen. Jede Auseinandersetzung mit männlichen Privilegien und misogynen strukturellen Prägungen wird fundamental
abgewehrt.

Bruderschaft
(homosozialer Bezug)

Kameradschaft unter Männern wird als höchster Wert betrachtet. Gleichzeitig wird Wettbewerbsverhalten unter Männern gefördert und gefeiert. In der Männlichkeitshierarchie ganz oben steht, wer mit möglichst vielen Frauen Sex hat und seine «Männlichkeit» notfalls mit körperlicher Gewalt unter Beweis stellt. Alle anderen
werden als Schwächlinge abgewertet.

Autoritarismus

Abschliessend zeigt die psychologische Analyse: Die Verbindung von Angepasstheit, Unterwürfigkeit gegenüber Autoritäten, gesellschaftlichem Überlegenheitsanspruch und Aggressionen gegenüber allem Fremden korrelieren stark mit (Rechts-)Extremismus, Fremdenhass, Verschwörungsmentalitäten – und männlichkeitsideologischer Radikalisierung.
Gestaltbarkeit – wird abgewehrt.

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Gedruckte Exemplare des Posters «Faktor M» (Format A1) mit der Kurzfassung auf der Rückseite können kostenlos bestellt werden. Füllen Sie einfach das untenstehende Bestellformular aus.

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Prävention

Wie lässt sich männlichkeitsideologischer Radikalisierung vorbeugen? Auf struktureller Ebene gilt es, Verteilungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu fördern. Auf Angebotsebene ist Geschlechterreflektion in der ganzen psychosozialen Versorgung entscheidend. Zudem braucht es eine flächendeckende Verankerung ge-schlechterreflektierter Jungenpädagogik, Männerberatung und Väterbildung.

Fazit und Empfehlungen

Männlichkeit ist ein zentrales Element der grossen gesellschaftlichen Debatten der Ge-genwart. Die damit verbundenen Kulturkämpfe stellen in vielen Ländern mittlerweile eine ernsthafte Bedrohung für Demokratie, Rechtsstaat und gesellschaftlichen Zusammenhalt dar. Um zu verhindern, dass sich auch die Schweiz vor solche Herausforderungen ge-stellt sieht, wird u.a. empfohlen:

Zum Autor

Markus Theunert war Gründungspräsident und ist seit 2016 Gesamtleiter von männer.ch. Sein Herzensthema ist die Frage, wie Männer zur Transformation der Geschlechterverhältnisse beitragen können. Dazu hat er verschiedene Sachbücher und Fachbücher publiziert. Markus ist Vater einer Tochter und lebt in der Stadt Zürich

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