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Frühbereich

Frühbereich: Männer als Mitarbeiter

Herausforderungen

Männer als Mitarbeiter im Frühbereich sind nach wie vor kaum vorhanden. Schätzungen gehen von einem Männeranteil von etwa 5% aus. Genaue Zahlen fehlen.

Was sich in der familiären Aufgabenteilung bis heute abbildet, zeigt sich auch im professionellen Bereich: Es bleibt eine wenig hinterfragte Selbstverständlichkeit, dass es Frauen sind, die für die Arbeit im Frühbereich wie auch für die Beratungs- und Bildungsangebote in der frühen Familienphase zuständig sind. So sind denn z.B. in den Beratungsstellen der Mütter- und Väterberatung der Schweiz ausschliesslich Frauen tätig. Männer werden zwar nicht ausgeschlossen, aber auch nicht aktiv gesucht. Dass Fachlichkeit gleichsam biologisch den Frauen zugeschrieben wird, hat wiederum Auswirkungen auf die Selbstkompetenz von Männern in diesem Handlungsfeld. 

Oft sind Institutionen grundsätzlich offen oder suchen sogar aktiv nach männlichen Mitarbeitern, ohne sich der Konsequenzen für das Konzept der frühkindlichen Bildung wirklich bewusst zu sein: Fachmänner stellen vermeintliche Selbstverständlichkeiten in Frage und machen oft sichtbar, wie «weiblich» sich eine Betriebskultur entwickelt hat. Damit kann es geschehen, dass Fachmänner in die Rolle derer geraten, welche die ganze Institution vor neue Herausforderungen stellen. Mit dieser Rolle müssen Fachmänner umzugehen wissen. Dies kann zusätzlich erschwert werden, wenn die Eltern – oft die Väter – irritiert auf männliche Fachpersonen in den Einrichtungen des Frühbereichs reagieren. Unterschwellig spielt auch der so genannte Generalverdacht – die Angst vor sexuellen Übergriffen – gegenüber Männern im Frühbereich eine Rolle. 

Gleichstellungspolitische Massnahmen zur Änderung dieser Zuschreibungen und zum Aufbrechen dieses Kreislaufs gibt es wenig. 

Initiativen wie der Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung oder das Qualitätslabel QualiKita haben in den letzten Jahren eine hohe Dynamik im Frühbereich ermöglicht. So haben immer mehr Institutionen im Frühbereich gezielte Qualitätsarbeit in ihren Alltag eingebaut. Sie verstehen sich Organisationen, die der Reflexion einen hohen Stellenwert beimessen und die sich laufend weiterentwickeln. Dieser Kontext bietet eine Chance für die Diversifizierung der Mitarbeitenden und für die Infragestellung von festgefahrenen Mustern – und damit auch für die Verankerung von Männern in diesem Beruf.

Lösungsansätze 

Ein höherer Männeranteil im Frühbereich kann nicht einfach verordnet werden. Zu vielschichtig – und zum Teil auch unbewusst – sind die Hürden und Barrieren. Der Diskurs darüber, ob und weshalb die Mitarbeit von Männern im Frühbereich wirklich ein Gewinn für alle Beteiligten ist, muss sorgfältig geführt werden, gestützt auf die schon vorhandene Literatur. Eine Fachtagung von männer.ch in Zusammenarbeit mit kibesuisse und SavoirSocial wird dazu einen Beitrag leisten.

Praxisbeispiele 

Im Rahmen von MenCare Schweiz widmet sich das Projekt Mehr Männer in die Kinderbetreuung MAKI dem Ziel, den Männeranteil im Frühbereich zu erhöhen. Das Projekt besteht aus verschiedenenen Teil- und Pilotprojekten, in deren Rahmen verschiedene Zugänge entwickelt und erprobt werden. Dabei werden insbesondere die Berufseinsteiger anders angesprochen als die Umsteiger

Frühbereich: Männer als Zielgruppe und Kunden

Herausforderungen

Institutionen des Frühbereichs gehen oft in unhinterfragter Selbstverständlichkeit davon aus, dass die Mütter ihre primären Ansprechpersonen sind. Wie auch Forschungsarbeiten zeigen, wird den Männern in Fragen der Betreuung, Bildung und Erziehung kleiner Kinder einerseits die Kompetenz oft vorschnell abgesprochen. Andrerseits sind die Männer auch rasch bereit, entsprechende Verantwortungen an die Mütter zu delegieren.

Lösungsansätze 

Der verstärkte Einbezug von Männern/Vätern gelingt nicht von allein. Es braucht spezifische Massnahmen, beispielsweise die gezielte Ansprache von Vätern im Rahmen einer Einladung zu einer Väterrunde oder einem Vater-Kind-Event. Entsprechende Vorschläge für Institutionen sind hier zu erarbeiten.

Praxisbeispiele 

Im Rahmen des Programms MenCare Schweiz erarbeitet das SIMG zusammen mit dem Fachverband Mütter-/Väterberatung Schweiz Standards zum Einbezug von Vätern im Frühbereich. Auch für andere Angebote im Bereich der  frühkindlichen Bildung und Beratung wären entsprechende Projekte sinnvoll. 

Das Angebot vaterwerden fördert eine gezielte Vorbereitung für Männer auf die Geburt und die erste Zeit mit dem Kind. Das SIMG plant, in Kooperation mit diesem Angebot einen entsprechenden Crashkurs auch für Unternehmen anzubieten, zeigen die Erfahrungen aus der Männer- und Väterarbeit doch klar, dass die «Rückendeckung» durch den Arbeitgeber von besonderer Bedeutung ist, um Väter anzusprechen.

Im Rahmen von MenCare Schweiz wird es auch darum gehen, die Hebammen und Fachpersonen in den breit angelegten Angeboten zur Geburtsvorbereitung dabei zu unterstützen, den Vätern als Anspruchsgruppe ein stärkeres Gewicht zu geben und den Fokus weg von medizinischen Aspekten mehr auf den Prozess der Familienwerdung zu lenken.