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Make humanity great again!

Mit der Wahl von Trump hat sich die Radikalisierung in der Manosphere in den  politischen Mainstream verschoben. Umso dringender braucht es jetzt Männer, deren Stärke sich von innen nährt und nicht auf Abwertung angewiesen ist. Männer, die sich für Demokratie und das gleichberechtigte Miteinander aller Geschlechter stark machen.

Noch kann ich es kaum glauben: Wie ist es möglich, dass im Jahr 2024 ein Mann zum Präsidenten der USA gewählt ist, der strafrechtlich verurteilt wurde und sich permanent frauenfeindlich und rassistisch verhält? Das eine ist, wie gefährlich dieser Mann für die Demokratie und die Welt werden kann. Aus männerpolitischer Sicht noch beunruhigender finde ich die Frage, weshalb er so viele Menschen aller Altersschichten und Ethnien mit seinem maskulinistischen Politikstil und den falschen Versprechen seines politischen Programms überzeugen konnte.

In den Medien herrscht breite Einigkeit: weil er die Nöte der wirtschaftlich Benachteiligten aufnahm und versprach, ihre Jobs für sie zu sichern, die Zuwanderung zu stoppen und Geld statt für externe Kriege für Amerika zu verwenden. Soweit einleuchtend. Eigenartig affirmativ wird aber von verschiedenen politischen Seiten her betont, dass das Geschlecht bei dieser Wahl eine weniger wichtige Rolle gespielt habe. Wie bitte? Und wie will man sich dann die gewaltige Mobilisierung zur Verhinderung einer demokratischen Frau und zugunsten eines heldenhaft inszenierten starken Mannes erklären? Meine These: Der Erdrutschsieg wurde möglich, weil Trump im Wahlkampf die ökonomischen Versprechen gezielt mit dem Versprechen einer Resouveränisierung patriarchaler Männlichkeit verknüpften. Seine Ansage: Mit mir führen wieder wie früher richtige starke Männer dieses Land in die Zukunft. Make America great again heisst gleichermassen make masculinity great again – patriarchy reloaded…

Gefährliche Allianzen

Gut belegt ist ja unterdessen, dass die Manosphere (die grosse Internet-Community der Männer, die sich als Verlierer der Gleichberechtigung sehen) wesentlich zum Sieg von Trump beigetragen hat. Das dreistündige (!) Interview von Joe Rogan (Podcaster und Martial-Art-Kämpfer) mit Trump drei Wochen vor der Wahl hat über 49 Millionen Clicks! Trump versteht es da ausgezeichnet, sich als Bro und Fellow zu inszenieren und dabei zu vermitteln, dass er genau gleich mit allen Mächtigen in Politik und Wirtschaft spricht – als cooler, cleverer Businessman und Dealer, der klar macht, dass er jederzeit vom good guy zum bad guy wechseln kann. Wie gefährlich eine solche Dealer-Männlichkeit für die demokratische Gesellschaft ist, verschleiert er. In einem religiösen Land wie den USA passt diese Inszenierung patriarchaler Männlichkeit besonders gut zum fundamentalistischen Weltbild einer natürlichen Geschlechterordnung, für die unterdessen ein weltweiter Kulturkampf geführt wird gegen Feminismus, Vielfalt und Wokeness. Trump wurde auch «dank» Strafverfolgung und Attentat zum unermüdlich-heldenhaften Kämpfer gegen diese «inneren Feinde».

Mit der Wahl von Trump hat sich die Radikalisierung in der Manosphere machtvoll mit der Radikalisierung im politischen Mainstream verbunden. Wie wird sich dies in Europa auswirken? AfD-Exponenten werben ja bereits mit dem Slogan «Echte Männer sind rechts». Und ein Schweizer Bundesrat darf sich auch öffentlich für Trump begeistern. Der Rechtsrutsch wird nun wohl weltweit befeuert. Demokratische Werte und gleichstellungspolitische Errungenschaften werden auch in der Schweiz noch stärker unter Druck kommen.

Mehr Power für eine ethische Männlichkeit 

Wenn zunehmend gefährliche Autokraten im Verbund mit Tech-Milliardären unsere Welt regieren wollen, braucht es noch mehr Männer, die klarmachen: Da wird gerade jene Männlichkeit reinszeniert, die wir nicht mehr wollen. Wir brauchen im Gegenteil Männer, deren Stärke sich von innen nährt und nicht auf Abwertung angewiesen ist. Männer, die sich für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und das gleichberechtigte Miteinander aller Geschlechter stark machen. Männer, die mit Gespür und Energie bereit sind, die komplexen ökonomischen, sozialen und ökologischen Probleme der Welt gemeinsam mit allen Menschen guten Willens anzupacken und dabei ein lebenswertes Leben der nächsten Generationen im Blick haben. Männer, die im Alltag menschlich präsent sind in Beziehungen, Familien und Nachbarschaften und sich politisch für eine Verminderung der ständig wachsenden Schere zwischen Reich und Arm einsetzen. Männer, die für humanistische Werte einstehen und sich nicht verbiegen lassen durch Macht und Geld. Männer, die sich für ein friedensorientiertes Miteinander einsetzen und Spaltung vermeiden. Männer, die sich entschieden gegen rechten Populismus mit seinen falschen Versprechungen wenden.

Wenn eine rückwärtsgewandte, toxische Männlichkeit sich ausbreitet und mehr Macht erhält, braucht eine zukunftsorientierte, ethische Männlichkeit umso mehr Power!

 

Weiterführende Links:
Statement Bundesforum Männer zu Trump Wahlsieg
Männer gegen Rechts
Männlichkeit und Radikalisierung

 

Christoph Walser

Christoph Walser ist Gründungsmitglied von männer.ch, Theologe und Coach sowie ehemaliger Männerbeauftragter der reformierten Kirche des Kantons Zürich.

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